Tierisch wilde Cafes in Korea
Cafes in Korea sind ein riesen Ding und von denen gibt es zahlreiche in der ganzen Stadt verteilt. Doch wusstet ihr, dass es hier neben den klassischen Cafes auch Tiercafes gibt? Von Hunde zu Katzen zu Erdmännchen, Papageien und sogar Waschbären gibt es hier so gut wie alles. Ich habe einige Tiercafes besucht und erzähle euch von meinen "tierisch wilden" Erfahrungen.
Doch zunächst solltet ihr noch bei meinem Blogeintrag über die Cafe-Kultur in Südkorea vorbeischauen: Die Cafe-Kultur in Südkorea Hier zeige ich euch einige meiner klassischen Lieblingscafes in Seoul, mit denen ihr zu Kaffee- und Brunchliebhabern werdet.
Die Tiercafes hob ich mir bis zum Schluss auf und hab neben Hunde und Katzen Cafes noch Waschbären im Schlepptau. In Korea sieht man so einiges Außergewöhnliches und ich empfehle euch, auf jeden Fall mal ein Tiercafe zu besuchen. Einen Kaffee neben den ganzen süßen Tieraugen zu genießen, ist wirklich etwas schönes. Los geht's!
Kurze Übersicht
Hunde Cafe "Monggune-Aegyeon-Cafe", Daegu
Katzen Cafe "Yeonnam-dong", Seoul
Waschbären Cafe "Kkukkune", Seoul
Who let the dogs out?
Ein Hundecafe in Seoul zu besuchen schaffte ich tatsächlich nicht mehr. Ich wollte ursprünglich in das "Gyeol-Imeomuneun-Jib" (겨울이머무는집) gehen - schöner Name, ich weiß - um deutlicher zu werden: dies ist ein Cafe mit einer beliebten Hunderasse namens "Samojede" oder auch "Samoyed"; große, weiße und schöne Hunde. Doch die Beliebtheit wird schnell zum Verhängnis, wenn ich nicht die Einzige bin, die diese Hunde sehen möchte. Da ich an einem Sonntagabend hinging, hatte ich keine Chance. Die meisten Tiercafes in Korea haben normalerweise, aufgrund von hoher Nachfrage, ein Zeitlimit von 2h und eine Eintrittsgebühr, die man bezahlen muss (schwankt um die 9-15.000 KRW). Doch dieses Hundecafe hatte leider kein Zeitlimit, also hätte das Warten lange dauern können. Stattdessen entschied ich mich, ein Hundecafe in Daegu aufzusuchen, denn Seoul ist nicht die einzige Stadt in Korea, die solche Cafes anbietet. Ihr könnt sicher sein, dass es solche Cafes in ganz Korea gibt. Und in Daegu ist sogar um einiges weniger los und hier muss man sich mit keiner Menschenmasse rumschlagen.
Ich entschied mich völlig wahllos für irgendein Hunde Cafe namens "몽구네 애견카페" in Daegu, das gute Bewertungen hatte. Das Cafe hatte anders als die anderen auch keine Eintrittsgebühr verlangt, dafür waren die Getränke etwas teurer (8.000 KRW ~ 6€). Ich ging also die Treppe hinauf in den zweiten Stock, durch das Holztor und wurde plötzlich von einer bellenden Meute an Hunden begrüßt. Hunde können manchmal wirklich laut sein. Doch die kleinen Tiere waren super aufgeregt, dass ein weiterer Gast sie besuchte, denn mit mir zusammen war nur eine weitere Hundebesitzerin mit ihrem eigenen Hund dort. Das Cafe war riesig, auf dem Boden eine große Gummifläche, die man, wie ich später herausstellte, mal eben leicht mit einem Mop wischen konnte, sobald ein Hund darauf machte. Ja, in Korea sind die Hygiene-Bedingungen sehr niedrig gehalten oder eher kaum vorhanden. Fragwürdig an dem ganzen war: wo war das Hundespielzeug oder die Schlafplätze? Inmitten des riesigen Cafes war nur diese leere Fläche umgeben von einigen Stühlen und Tischen und sonst nichts. Hier herrschen tatsächlich nicht nur schlechte Hygiene-Bedingungen, sondern auch nicht die besten Lebensbedingungen für Tiere. Doch darauf werde ich später noch besser eingehen.
Was die Hunde angeht: ich war früher nie besonders großer Hundefan gewesen. Immer hatte ich Angst vor ihnen - sei es vor dem Bellen oder dem Rumgespringe und und und. Ich weiß nicht wie, doch irgendwann legte sich dies alles und so traute ich mich tatsächlich alleine in ein Hundecafe voller hyperaktiven Welpen und auch älteren, etwas ruhigeren Hunde. Doch alle von ihnen waren kleine Hunde. Allgemein findet man in Korea eher selten große Hunde. Hier werden typische "Taschenhunde" und Hunde, die man bekleiden kann, bevorzugt - ganz klassisch hier der Chihuahua. Nun stand ich mitten in der Masse von etwa acht Hunden, die mich bellend und aufgeregt begrüßten, ansprangen und der eine, der mich anfangs überall hin verfolgte und ständig sein Pfötchen auf meine Hose legte wie ein "Hey, hallo, schenke mir Aufmerksamkeit." Little did I know, dass dies mein Lieblingshund werden würde. Der süße Pudel hieß Tori und begrüßte mich nicht nur vom ganzen Herzen, sondern entschloss sich auch dazu, mich kontinuierlich durch den Raum zu verfolgen, mich und meine Tasche zu beschnüffeln, mir dann einen Kuss zu geben und völlig zufrieden neben mir kuschelnd einzuschlafen, während ich meinen Kaffee genoss und die anderen Hunde dabei beobachtete, wie sie mit der anderen Hundebesitzerin wild spielten.
Ich glaube sehr wohl daran, dass sich Tiere für einen "entscheiden" können und sich dabei komischerweise an der Persönlichkeit eines Menschen orientieren. Man sagt auch immer so schön, dass Tiere merken, wenn ein Mensch Angst hat und sich dann auch feindlich oder ängstlich dem Menschen gegenüber verhalten können. Ich glaube sehr, dass Tori und meine Persönlichkeit zueinander gepasst haben und es einfach "geklickt" hat. Wäre ich gerade auf der Suche nach einem Hund, hätte ich sie definitiv adoptiert. Ihre Persönlichkeit war ruhig und lieb, eher unauffällig und schnell mal genervt von der lauten, aktiven Persönlichkeit der anderen Hunde. Es gab tatsächlich vier Hunde, die sich kontinuierlich für eine ganze Stunde rauften, bissen, miteinander spielten und sich gegenseitig ärgerten, was manchmal in einem riesigen, bellenden Battle endete, so dass Tori oft dazwischen gehen musste, in dem sie manchmal die Hunde laut von der Seite anbellte nach dem Motto: "Jetzt hört endlich auf!" Verstehe ich, denn ich weiß nicht, ob ich mit so hyperaktiven Hunden umgehen könnte.
Ich merkte vor allem, dass es mich generell zu den ruhigeren Hunden in dem Cafe zog - und diese waren lustigerweise fast alle Pudel. Ich muss an der Stelle echt überdenken, ob ich, wie bisher, nur große Hunde mag oder mich langsam auch auf kleinere einlasse, je nachdem wie sie einfach drauf sind. Ich finde, egal wie ein Tier aussieht, wenn es sich für dich entscheidet und einfach zu deiner Persönlichkeit passt, dann sollte man sich auch für dieses Tier entscheiden. Die Verbindung zwischen Hunden und Menschen ist einfach wunderschön, das merkte ich vor allem in diesem Cafe. Mich zog ebenso ein anderer, winzig kleiner, weißer Welpe namens Mansee an, der anfangs schüchtern in der Ecke saß. Als ich allerdings auf ihn zuging, mich hinkniete und meine Hand hinstreckte, rannte er sofort zu mir und sprang mir freudig in die Arme. Seitdem ließ er mich nicht mehr los. Er sprang mich mehrmals an, wollte auf meinen Schoß klettern, biss spielend in meine Hand, in meine Jeans und auch in meine Haare, einfach weil er sich so freute. Mein Herz wurde ganz groß und ich musste einfach lachen. Die 2h, die ich in dem Cafe verbrachte, vergingen plötzlich wie im Flug und ich merkte es nicht mal, denn am Ende "gab ich mich geschlagen", setzte mich auf den Boden und ließ mich von ihm bekrabbeln. Es stellte sich dann heraus, dass er nur darauf wartete, sich auf meinen Schoß zu setzen, um zu schlafen. Währenddessen schloss ich Freundschaft mit einem anderen, weißen Pudel namens Daengu, der sich, nachdem er ewig an meinen Schuhen und an meiner Hose schnüffelte, neben mich und Mansee legte. (Note: ich kenne mich mit Hunderassen nicht aus! Ich denke aber, es war eine Pudelart)
Fazit aus dem ganzen: es war eine wunderbare Erfahrung! Nicht nur überwand ich meine Angst zu Hunden fast komplett, sondern schloss sie ebenso so sehr an mein Herz, so dass ich mir in Zukunft selbst einen Hund an meiner Seite vorstellen könnte. Natürlich spielte ich auch mit den anderen, aktiveren Hunden, die sich um meine Beine herumrauften und die ich versuchte, spielend zu begleiten. Hier merkte man jedoch, dass mir einfach die Erfahrung mit Hunden fehlt - was kann ich tun, wo kann ich sie anfassen, werden sie mich beißen? Doch das alles kommt mit Erfahrung. Sobald die andere Frau dann weg war und die anderen Hunde sich ausgepowert hatten, shifte sich plötzlich die Energie und nicht nur fielen fast alle Hunde erschöpft zu Boden, sondern der Fokus richtete sich plötzlich komplett auf mich und ich war auf einmal von allen acht Hunden umgeben. Nun saß ich am Fenster und hatte einen Dackel namens Tuki auf mir, Mansee daneben, der zu klein war, um auf die Erhöhung zu springen und daher ständig an meinen Beinen hing, ein anderer Hund, dessen Namen ich nicht weiß, der ebenfalls ständig an mein Bein sprang und sagte: "streichel mich!", ein weiterer brauner Pudel namens Haeng-un, der neben mir und Tuki stand und und und. Dass Hunde mich leiden können, hätte ich nie erwartet und es wärmte wirklich mein Herz.
Katzen, die Könige der Tiere
In einem Katzen Cafe in Hongdae, Seoul, namens "연남동 고양이 카페", machte ich dagegen eher weniger schöne Erfahrungen. Mir ist des Öfteren aufgefallen, dass die Katzen in Korea ein wenig distanzierter als die Katzen in Deutschland sind. In Deutschland habe ich mehr das Gefühl, mit Katzen connecten zu können, denn sobald ich miaue oder auf sie zugehe, kommen die meisten auch schmusend auf mich zu. In Korea dagegen wirst du von den meisten Katzen ignoriert oder nur beachtet, sobald du Leckerchen hast. Die Katzen hier sind sehr verwöhnt und werden regelmäßig mit Leckerchen gefüttert. Ebenfalls hatte ich das Gefühl, dass hier Katzen einfach "weniger Liebe" geschenkt wird. In dem Katzen Cafe in Hongdae fiel mir nämlich auf, dass die einzige Zuneigung, die die Katzen dort kannten und auch vertrauten, ein Klopfen auf den Hintern war. Noch nie zuvor habe ich meinen eigenen Katzen mehrmals auf den Hintern geklopft und ich lebe seit über zehn Jahren mit Katzen zusammen und bin ein absoluter Katzenkenner und -liebhaber. Meine Katzen bevorzugen jedenfalls eher das Streicheln entweder am Kopf, am Bauch oder am Rücken und verfallen dabei ins Schnurren. Die Katzen in dem Cafe jedoch machten nicht nur einen riesigen Bogen um mich herum, sondern liesen sich weder anfassen noch gerne streicheln. Und sobald du eine streicheln konntest, bemerkte man statt Schnurren eher ein Unbehagen. Das Klopfen auf den Hintern lockerte dagegen die meisten Katzen auf.
Warum einige Katzen um mich herum einen Bogen machten, verstand ich nicht wirklich, denn anderen Koreanern gegenüber waren sie empfänglich und legten sich teilweise sogar auf den Schoß. Dies lies mich schon sehr hinterfragen, ob ich wirklich so ein Katzenmensch bin und mich Katzen, abseits von meinen natürlich, überhaupt mögen. Ich denke, dass dies jedoch stark Cafe abhängig ist.
Schaue ich mir nämlich das Cafe an, war es tatsächlich nicht die beste Wahl, die ich getroffen habe. Daher kann ich auch leider nicht die besten Erfahrungen aus diesem Cafe teilen, aber bin mir sicher, dass man in anderen Cafes mit etwas besseren Bedingungen sicherlich schönere Erfahrungen machen kann. Und wir sprechen hier immer noch von Katzen, die Könige der Tiere. Denn Katzen sind dafür bekannt, auch mal distanziert zu sein und sich meistens nur beschmusen lassen, wenn sie wollen. Hunde dagegen sind naiv und wollen fast so gut wie immer spielen, Gassi gehen oder schmusen. Die Katze denkt sich da öfter mal: "so und jetzt lass mich in Ruhe." Dennoch ändert es nichts daran, dass die Atmosphäre in dem Cafe einfach nicht optimal war. Nicht nur, dass es kein richtiges Cafe war, in das man sich an einen Tisch hinsetzen und etwas bestellen konnte, sondern auch stank es übertrieben nach Katzenklo, etwa ungelogen 15 Katzen hockten auf einem Fleck in diesem sehr kleinen Cafe und hatten kaum Platz, sondern es handelte sich hier überwiegend auch um Katzen mit Krankheiten. Z.B. fehlten der einen Katze ein Auge, die andere hatte eine Augenkrankheit und bekommt Medikamente, die andere hat Diabetis, die andere einen Hörschaden. Daher denke ich, dass es eventuell Katzen waren, die aus schlimmen Verhältnissen gerettet wurden, was auch erklärte, warum die Besitzerin anfangs meinte, dass die Katzen sehr schreckhaft seien. Doch das macht die Umgebung nicht gerade besser. Zwar waren viele Spielsachen vorhanden, genauso wie Schlafplätze und auch Schränke an der Wand als eine Art Parcour - immerhin - aber so viele Katzen auf engen Raum und viele Koreaner, die sie beschmusen wollen, da kann es mal schnell zu viel werden.
Nichtsdestotrotz sind es Katzen und Katzen sind und bleiben unfassbar schöne und süße Tiere. Hier gab es alle möglichen Rassen, ebenfalls jedes Tier benannt und ein Bild mit dem Namen aufgehängt, damit man sie mit Namen rufen kann. Fluffige Katzen mit viel Fell oder ganz kahle Katzen, einige mit einem Stoffhalsband und andere mit einer Jacke angezogen. Obwohl ich mich mit denen nicht anfreunden konnte, machte ich das Beste draus, in dem ich einfach zuschaute und beobachtete. Einige schliefen andere dagegen spielten mit dem Spielzeug. Ich nutze so gut wie jede Chance, die es gab, mit einer Katze zu spielen oder sie zu streicheln, sofern sie es zuließ. Am Ende lief es aber doch eher auf das Beobachten hinaus. Da genoss ich es, einem frechen Kater dabei zuzuschauen, wie er die Umgebung vorteilshaft für seine Unmengen an Energie nutzte. In dem ganzen Cafe rannte er hin und her und sprang von Schrank zu Schrank. Von ganz oben beobachtete er dann uns Menschen, wie als schaue ein König auf sein Königreich. Nicht mal eines Blickes würdigte er uns, noch ließ er sich einmal streicheln. Seine giftgrünen Augen strahlten lauernd umher und ich fand ihn einfach nur wunderschön. Eine Koreanerin ärgerte ihn etwas mit dem Spielzeug und ließ ihn hin und her springen, um die Maus zu jagen, bis er sich dann irgendwann wieder hinlegte und alle beobachtete. Dabei setzte er fast jedes Mal eine dunkle Miene auf.
Die Waschbären sind los!
Zu guter Letzt besuchte ich noch ein Waschbären Café namens "꾸꾸네 카페". Niemals hätte ich gedacht, dass man diese Tiere als eine Art „Haustier“ in einem Cafe halten könnte, denn normalerweise, nun ja, leben sie ja draußen in der Wildnis und können sich ab und zu mal gerne von menschlichem Müll ernähren. In Amerika hieß es immer „Vorsicht vor Waschbären! Die sind gefährlich.“ Irgendwie kommt es dann doch immer darauf an, wie man ein Tier erzieht und wie es aufwächst. Löwen können auch gefährlich sein und trotzdem freunden sich manche mit Menschen an und nehmen sie ins Rudel auf.
Als wir in das Cafe reinkamen, hieß es zunächst, dass Waschbären sehr gerne viel und lange schlafen und man deswegen nicht zu viel erwarten solle. Allerdings hatten wir an dem Tag Glück und zwei Waschbären von fünf waren wach. Erst mussten wir etwa 10 Minuten warten, da das kleine Cafe voll war, doch wiederum hatten wir Glück und jemand war dabei, zu gehen. Das Cafe hatte einen extra Raum für alle Waschbären, zwei hell und drei dunkel so wie man sie normalerweise kennt, eine Art Kratzbaum, Spielzeug und Schlafplätze. Als man reinkam, hatte man links die Theke, rechts einen Cafeplatz, geradeaus den Waschbärenraum und links daneben nochmal einen kleinen extra Raum zum Sitzen und Kaffeetrinken. Wir setzten uns hin und dann ging es schon direkt mit dem Beobachten der Waschbären los. Da Waschbären sehr gerne mal Essen klauen und sie der Geruch anlockt, wurde in dem Cafe kein Essen angeboten und das Trinken nur in geschlossenen Behältern serviert. Dies ist bei jedem Tiercafe so.
Wir gingen in den Raum und ein Waschbär lungerte oben auf seinem Kratzbaum und schaute uns mit seinen Glubschaugen groß an und schnüffelte. Seine Nase führte ihn in meine Richtung, so nah an mein Gesicht, so dass ich ihn beinahe hätte streicheln können. Doch man solle wohl seine Hand nicht in ihre Gesichter halten, sonst beißen sie. In der Tat versuchte der Waschbär einige Male uns zu beißen, auch wenn seine Reflexe (zum Glück) nicht schnell genug waren. Wir beobachteten den, wie ich später feststellte, extremst dicken Waschbären, der bestimmt um die 10-15 Kilo gewogen haben muss, so kugelrund war er, so dass er nicht mal mehr normal laufen, sondern eher vorwärts humpeln konnte. Drei andere Waschbären lagen eingekuschelt hinter ihm, den Rücken uns zugedreht und dies für die ganzen zwei Stunden, die wir im Cafe waren. Außer ein heller Waschbär, der später aufwachte, um seine Umgebung zu erkunden.
Nachdem sich die Waschbären an uns gewöhnt hatten, ging es auf Erkundungstour. Ich war erstaunt, wie offen und locker die Waschbären waren – besonders der Dicke. Regelmäßig verließ er den Raum, um auf Wandertour zu gehen. Überall im Cafe waren Schlafplätze und Parcours eingerichtet, doch in Wahrheit war er nur auf der Suche nach Essen. Das bemerkte die Besitzerin und schon ging es los mit einer kleinen Show. Sie begann plötzlich auf den Tischen der Besucher Leckereien zu verteilen, die die Waschbären anlockte und die dann mit ihren kleinen Krallen versuchten, auf den Tisch die Leckerchen runterzuschieben. Manchmal kletterte der Dickere auf einen Stuhl oder sogar auf den Tisch, um an die Leckerchen zu kommen, ohne dabei darauf zu achten, ob noch genug für den Hellen übrigblieb. Dieser lungerte nämlich ebenfalls herum und suchte bei meinem Freund im Schoß nach Essen. Die Waschbären waren so zutraulich, oder verfressen, sodass man sie aus der Hand füttern und auf den Schoß locken konnte. Es war lustig zu sehen, wie schlau Waschbären sind und alle versteckten Leckerchen fanden, aber sofort weg waren, sobald man keine mehr hatte.
Der Dickere war noch lange nicht mit seiner Entdeckungstour vorbei und so zog es ihn auf das Spieleregal, das im Eingang des Cafes aufgestellt war und an dem man sich bedienen konnte. Anscheinend suchte er einen Weg auf den Tresen der Bar, bis ihm die Besitzerin einen Strich durch die Rechnung machte und den schweren Waschbären einfach auf den Arm nahm und eine Weile hielt, um ihn in seine Schranken zu weisen. Dies war letztlich dann eher ein Gemisch aus liebem Meckern und Kuscheln. Ich frage mich bis heute, wie sie ihn mit seinem Gewicht auf dem Arm tragen konnte.
Die Schattenseiten
Solche Verhältnisse, wie man sie aus dem Waschbären Cafe kennt, sind in Korea leider nicht selbstverständlich. Nicht nur dass die Waschbären ihr eigenes Zimmer mit Spielzeug, Schlafplätzen und Kratzbäumen hatten, sondern sie hatten dahinter sogar noch einen Rückzugsort nur für sie allein, wo Essen, Trinken und die Toilette vorzufinden waren. Die Besitzerin kannte die Tiere auch in und auswendig und man merkte, dass sie ihr vertrauten und sich auch wohlfühlten. In dem Katzen Café hatten die Katzen zwar auch Spielzeug und Schlafplätze, doch waren zu 15t auf engen Raum gequetscht und obwohl die Besitzerin sich liebevoll um sie kümmerte, ab und zu mit ihnen spielte, wirkte die Stimmung trotzdem bedrückt und verstört. Im Hunde Cafe war es am schlimmsten, denn hier hatten die Hunde absolut gar nichts von dem und der Besitzer interessierte sich auch keineswegs für sie. Tiercafes sollte man in Korea also nur mit Vorsicht genießen, denn die Bedingungen für Tiere sind nicht überall optimal. Allgemein bemerkte ich in Korea, dass das Bewusstsein für Tiere als wirkliche „Lebewesen“ noch fehlt. Oft werden diese abwertend behandelt oder als Spielzeug oder Accessoire betrachtet.
Am schlimmsten bemerkte ich dies in Daegu, als ich plötzlich auf einer Straßenseite drei Baby Hunde- und Katzenläden nebeneinander sah mit nagelneuen, frischen, winzig-kleinen Tierbabys, die vermutlich gezüchtet sind und jeder weiß, wie schlecht die Zustände in Züchtungsstationen sein können. Hier bekam ich schnell das Gefühl, dass man in Korea ein Tier nur haben wollen würde, wenn es ein Baby und „neu“ ist. Wo waren hier eigentlich die älteren Tiere und die Zwinger, in denen man Tiere adoptieren kann? Stattdessen sah ich nur nagelneue Laden mit solchen Babys - mein Herz tut weh, wenn ich darüber schreibe und erneut nachdenke - die in kleine Glasboxen, alleingelassen mit nur einer Decke und einem Schlafplatz, nicht mal einem Spielzeug, verzweifelt auf einen Besitzer warten. Manche sahen ausgehungert, verzweifelt und lebensmüde aus, andere dagegen noch voller Energie, die mit sich selbst oder der Decke auf dem Boden spielten, einige, die an der Scheibe kratzten oder sie ableckten, sich versuchten rauszubeißen. Wissen die Menschen in Korea nicht, dass Tiere viel Freiraum, Bewegung und Liebe brauchen? Dass so etwas überhaupt legal ist, schockierte mich zutiefst. Vor allem weil ich auf der anderen Straßenseite sogar sechs solcher Läden nebeneinander sah, an den Tierboxen ein grüner Knopf, auf den man drücken musste, nachdem man das Geld in den Schlitz der Box führte, so als hätte man gerade einen Preis gewonnen. Und Koreaner, die mit ihren Handys davorstanden und „wie süß“ sagten. Ich dagegen finde es eher schrecklich. Teilt eure Gedanken gerne in der Kommentarspalte unten mit!
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