Korea - zwischen Tradition und Moderne
Korea ist ein Land voller Geschichte, die Jahrhunderte zurück geht und sich heute nach wie vor in den Städten zeigt. Einige Überbleibsel sind in Korea auffindbar, darunter sogar ganze traditionelle Villages, Paläste und Tempel. In mitten der Stadt trifft die Moderne auf Tradition. Wie sehen die alten Villages von Südkorea aus und welche Geschichte erzählen sie? Ich habe drei bekannte alte Villages besucht: Bukchon Hanok Village und Ehwa Mural Village in Seoul sowie die Hanok Village in Jeonju.
Bukchon Hanok Village, Seoul
In Seoul fühlt man sich manchmal wie in Rom – neue Gebäude, Wohnhäuser, Arbeitsflächen, Parks und ganz plötzlich steht inmitten von alldem ein riesiges Kolosseum aus den guten alten Zeiten, nebendran noch ein alter römischer Park und heruntergekommene Mauern. In Seoul ist es sogar noch extremer. Hier stehen inmitten der riesigen Wolkenkratzer und der ganzen Baustellen plötzlich ein großer, meilenweiter Palast. Nebendran noch eine alte Village, lange Mauern, am besten noch ein Tempel. Wenn man genau hinschaut, findet man immer irgendwo etwas Historisches – auch wenn es nur Gemälde oder alte Malereien sind. In dem ganzen Getummel, in der Nähe von Dongdaemun und der City Hall, gibt es genau diese Besonderheit zu beobachten. Ganz in der Nähe des Gyeongbokgung Palastes ist u.a. die Bukchon Hanok Village, eine der ältesten Villages in Seoul, die eine Historie von 600 Jahren hat. Wer meinen Beitrag über den Gyeongbokgung Palast noch nicht gelesen hat, findet diesen hier: Mit Hanbok kostenlos durch Seouls Paläste
Bukchon übersetzt sich zu „North Village“, da sie im nördlichen Teil Seouls liegt und sie zählte zu den Quartieren der höheren Offiziere aus der Joseon Dynastie. Oh je oh je, Geschichte. Gehen wir einige Jahre zurück in das Jahr 1392, in der die Joseon Dynastie von dem König Yi Seong-gye eingeführt wurde. Es war das letzte Königreich, das bis in das Jahr 1897 regierte und schließlich von dem koreanischen Imperium abgelöst wurde. Ich bin nicht wirklich gut in Geschichte. Jedenfalls ist die Hanok Village ein Überbleibsel aus dieser Zeit und wird auch noch bewohnt – jedoch nicht mehr von Offizieren des Königs, sondern von normalen Bürgern, die dies vermutlich vererbt bekamen.
In die berühmte Village kommt man mit einem kleinen Maeul-Bus. Ma-eul (마을) bedeutet übersetzt „town“ oder eben „village“. Diese kleinen Busse bringen einen in alle älteren Distrikte Seouls in einer Tour. Aber Achtung – hier drinnen kann es holprig werden. Bisher habe ich immer die Erfahrung gemacht, dass diese Busfahrer besonders – nun ja – begabt im Fahren sind. Doch man kommt trotzdem immer heil an. In der Village angekommen, wimmelt es nicht nur von Hanbok Rentals (traditionelle Kleidung), sondern auch von einigen Souvenir Shops und dann natürlich die ganzen alten Häuser. Bis ich hier erstmal den Dreh raushatte, hätte man sich die Village schon zweimal anschauen können. Ich dachte, mit „einfach Rumlaufen“ wird das schon. Nun – letztendlich landete ich in vielen Sackgassen und hatte am Ende das Gefühl, nicht alles gesehen zu haben. Irgendwie ist die Village sehr unübersichtlich. Dennoch empfehle ich grundsätzlich immer jedem, auch mal abseits der Standardwege zu laufen. Nichtsdestotrotz habe ich einiges gesehen.
Das Besondere an den Häusern ist das Aussehen. Die Dächer sind meistens schwarz mit einer besonderen, wellenartigen Form, Wände oft aus Holz mit einer Fassade und man findet sehr oft traditionelle Malereien und Gravuren mit schönen Mustern. Hier könnte man sich wirklich stundenlang in den Details verlieren. Zusätzlich bietet die Bukchon Hanok Village eine schöne Aussicht auf den N Seoul Tower (Namsan Tower) und auf die Dächer der Village.
Jeonju Hanok Village
Apropos Joseon Dynastie – als ich Anfang November für ein Wochenende nach Gunsan gefahren bin, besuchten wir u.a. auch die Jeonju Hanok Village. Diese Village ist die einzige Village Südkoreas, in der die meisten Häuser 1:1 gleichgeblieben bzw. heil vom Krieg geblieben sind. Dort besuchten wir auch den Palast des ersten Königs der Dynastie Yi Seong-gye, wie zuvor erwähnt. Die Paläste sind riesig und beinhalten gefühlt ein ganzes Fußballfeld nur als Parkanlage – und das obwohl außerhalb des Palastes schon eine riesige Village liegt. Auch hier ähneln sich die Häuser sehr denen aus der Bukchon Hanok Village. Der Herbst gibt dem ganzen noch einen wunderschönen Flair dazu. In dem Palast war ebenfalls ein kleines Pfeil-Wurf-Spiel aufgebaut, bei dem man mit Pfeilen in ein Gefäß treffen musste. Dann konnte man all die alten Gebäude, Küchen, Schlafsäle, Tagebuchaufenthalte (ganz genau, dafür gab es ein extra Gebäude) sowie Grab- und Denkmäler bewundern. Wusstet ihr, dass die Koreaner damals die Plazenta der Mutter und die Nabelschnur des Kindes aufhoben und vergruben, denn es hieß, dass das Kind somit ein langes, gesundes Leben leben würde? In so Palästen erfährt man einiges der alten Geschichte Koreas.
Außerhalb des Palastes wird die Village wie immer von Hanbok Läden, Souvenirshops, aber auch vielen traditionellen Restaurants und Teeläden belebt. Eine Besonderheit in dieser Village war, dass die Einheimischen für die Bäume süße, bestickte Decken häkelten, um den Winteranfang einzuleiten und damit die Bäume nicht frieren. In einem Teeladen ließen wir dann den Abend ausklingen – natürlich sollte man hier die Schuhe ausziehen und idealerweise in der Hocke sitzen – während wir die Aussicht aus dem 5. Stock über die Village genossen.
Ehwa Mural Village
Zu guter Letzt gibt es noch die Ehwa Mural Village in Seoul, ganz in der Nähe der Bukchon Hanok Village und der Ewha University. Das Besondere an dieser alten Village sind die Wandmalereien, die in einem Kunstprojekt von Künstlern und vielen Studenten aus der Stadt in Angriff genommen wurden, um die Village aufzupeppeln. Doch anscheinend gehen die Kunstwerke schon lange zurück noch bevor daraus ein offizielles Projekt gemacht wurde. In dieser süßen Village, ganz schön steil auf einem Berg liegend, wohnen wohl viele ältere und ärmere Familien. Als ich die Straße entlang lief, sah ich in der Tat viele ältere Damen draußen auf den Parkbänken sitzen und miteinander tratschen oder in Ruhe die Sonne genießen.
Ich wollte gerade von oben die Treppen hinunter fotografieren, denn der Blick auf die Häuser und den Himmel war wunderschön anzusehen, als mich plötzlich eine sehr alte Dame, die Treppe heraufkommend, sah und rief „Du Schöne!“. Dies rief sie mehrmals und ganz verlegen wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Sie fragte mich, ob ich Amerikanerin sei, also sagte ich ihr, ich sei Deutsche. Mit meinem noch gebrochenen Koreanisch verstand ich, jedenfalls glaube ich das, dass sie früher einmal in Deutschland war, was ihre große Aufregung erklärte. Sie packte mich am Arm und zog mich in den kleinen Convenient Store direkt neben an und fragte, was ich haben wollen würde. Ich zeigte auf eine Cola und sie kaufte sie mir während sie der Kassiererin glücklich erzählte, dass ich aus Deutschland komme. Ich wusste gar nicht, was ich tun oder sagen sollte, also bedankte ich mich einfach um die hundert Mal. Es war unglaublich lieb, dass diese alte Dame so eine große Freude darin hatte, mich zu treffen und unglaublich dankbar fühle ich mich für diese noch so kleine, kurze Begegnung.
Ich lief die Treppen weiter hinauf und suchte verzweifelt nach gewissen Gemälden, doch zugegebenermaßen war auch diese Village schwer zum Durchlaufen. Trotz eines Village-Plans hatte ich dann doch irgendwie wenig Plan von wohin ich gehe. Gefühlt lief ich mehrere Male im Kreis, doch dadurch sah ich ziemlich viel von der Village – nur nicht die Dinge, die ich von Fotos kannte und auch sehen wollte. Aber man bekommt nun mal nicht immer alles im Leben! Dennoch schaffte ich es bis ganz nach oben, wo sich viele Cafes befinden und eine hammer Aussicht über ganz Seoul, so als befinde man sich auf dem Namsan Tower. Direkt hinter der Ehwa Mural Village befindet sich der Naksan Park, also durchquerte ich diesen auch noch. Umgeben von alten Stadtmauern und herbstlichen Farben, genoss ich den Sonnenuntergang und die Aussicht auf die Berge.
2 Kommentare(moderiert)