Mit Hanbok kostenlos durch Seouls Paläste
Ich freue mich, endlich diesen Eintrag zu schreiben. Bereits Mitte Oktober besuchte ich den traditionellen Palast mit meinem Kumpel Louis zusammen, ebenfalls Hanbok tragend, und wartete letztlich nur, bis mein Freund endlich nach Korea kommt, so dass wir genau das Gleiche wiederholen können - dieses Mal mit etwas mehr Zeit und einer Kamera in der Hand. Ich spreche hier vom Gyeongbokgung Palast, einer der beliebtesten Paläste in Seoul, denn er liegt wortwörtlich mitten in Seoul und ist super leicht erreichbar. Doch er trägt auch eine tiefe Bedeutung in sich. Der „Palast der strahlenden Glückseligkeit“ lockt viele Touristen zu sich, denn er ist riesig groß und gehört zu einen der fünf Palästen aus der Joseon Dynastie, der bedeutendsten Dynastie in der Geschichte Koreas. In Hanbok besuchte ich diesen Palast zweimal und erzähle nun endlich davon.
Hanbok - Die traditionelle Tracht Südkoreas
Hanbok ist die traditionelle Kleidung Südkoreas und wurde damals von höherrangigen Personen und sogar heute noch zu Anlässen wie Hochzeiten, Feiertage, Neujahr und Festen getragen. In Palästen sind also so gut wie alle mit solch einer Kleidung bekleidet gewesen. Traditionelle Hanboks werden aus hochwertiger Seide gemacht. Die heutigen Nachstellungen nutzen meist günstigere Stoffe, die dann vermietet werden. Dementsprechend braucht man sich selbst kein Hanbok kaufen, denn dies könnte teuer werden, sondern einfach einen für 2-4h mieten. Vor den Palästen oder traditionellen Villages Südkoreas wimmelt es von den Hanbok Rental-Läden. Die Auswahl ist groß hier, also richtet man sich meistens nach dem Preis oder den Lieblingsmustern des Hanboks, das man tragen möchte. Ich habe bisher beobachtet, dass sich die Preise minimal voneinander unterscheiden. Die meisten Läden vermieten einen Hanbok für 23.000 – 25.000 KRW für 2h. Für 4h kostet es dann schon mal bis zu 30.000 KRW, doch dafür hat man genügend Zeit, in Ruhe Bilder zu machen und neben dem Palast vielleicht noch die Hanok Village zu besuchen. Und wir sprechen hier umgerechnet von etwa 20-25€ für ein traditionelles Erlebnis, bei dem man sich einfach königlich und besonders fühlt - Hairstyling und Accessoires sind ebenfalls inklusive.
Ein Frauenhanbok besteht aus mehreren Schichten: ganz klassisch ein Unterhemd und weite lange Unterhosen, ein weiter Unterrock, der den Rock darüber hält und dem ganzen Outfit erst die runde Form verleiht. Der obere Rock ist ebenfalls mit dem Bruststück zusammengenäht und wird hinten fest zusammengebunden. Darüber trägt man eine kurze, Bolero-ähnliche Jacke mit weiten Ärmeln und diese wird mit einer großen Schleife vor der Brust geschlossen. Für die Männer ist es etwas bequemer. Diese tragen eine Stoffhose, ein Unterhemd und darüber ein langes, farbiges Gewand, das ebenfalls mit einer Schleife geschlossen wird. Hinzu kommt eine Art Netz-Hut, der unter dem Kinn mit einer Schleife gebunden wird. Fertig sind die traditionellen Outfits. Und keine Sorge: euch wird beim Anziehen geholfen!
Kommt man in den Laden, erschlägt es einen mit der Auswahl. Hier findet man alle möglichen Farben von Lila zu Gelb zu Rot, Blau, mit Blumen drauf oder ganz schlicht oder mit goldenen Stickereien usw. Je nachdem in welchen Hanbok-Laden ihr geht, gibt es mehr oder weniger Auswahl. In dem ersten Laden, in den ich damals ging, bekam ich für meine Körpergröße eine sehr große Auswahl und entschied mich dann für weiß-gold. In dem zweiten Laden hatten sie für meine Größe nur zwei Kleider zur Auswahl: Türkis oder Rosa – also entschied ich mich für Rosa-Gold mit Blumen. Auch kann man zwischen mehreren Hairstyles auswählen. Für die Aufwändigeren wird ein zusätzlicher Betrag von 3-5.000 KRW verlangt und dazu entschied ich mich, denn ich wollte meine Haare geschlossen mit viel Haarschmuck tragen. Doch beim ersten Mal lies ich meine Haare offen und einfach ein bisschen hinten zusammenflechten mit einem goldenen Haarband zusammen; dies kostete dann nichts und sieht auch schön aus.
Spaziergang durch den Gyeongbokgung Palast
Fertig waren wir für den Palast ausgestattet. Das erste Mal erschlug mich fast die Hitze mit dem Hanbok, beim zweiten Mal suchten wir uns ausgerechnet den kältesten Tag aus und ich erfror fast in dem dünnen Gewand. Geht also unbedingt an einem Tag, an dem die Sonne scheint, aber keine große Hitze ist und an dem ganz sicher kein eiskalter Wind bläst. Wie ich schon erwähnte, trugen die wohlhabenden Personen aus den Palästen regelmäßig Hanbok, daher wird denjenigen, die Hanbok tragen, kostenloser Eintritt gewährt, wie als „gehöre man dazu“. Für alle anderen kostet der Eintritt zwischen 5-10.000 KRW, völlig in Ordnung, wenn man bedenkt, wie riesig der Palast ist.
Durchläuft man den riesigen Palast, kann man kaum glauben, dass hier vor einigen Jahrhunderten und Jahren wirklich Könige lebten. Da fragte selbst ich mich, wie man hier den Überblick behalten konnte. Aber dafür gab es wahrscheinlich sehr viele Diener und Offiziere und wer weiß, wie viele Angestellte damals dort arbeiteten und Platz zum Leben und Schlafen brauchten. Den Palast machen nicht nur alte, bunt-bemalte Häuser und Dächer, in der Mitte der Anlage das Königshaus, aus, sondern vor allem die riesigen Parkanlagen mit Flüssen drumherum. Hier war der Herbst sehr schön anzusehen inmitten der ganzen Bäume mit Ausblick auf die Berge, die den Palast umgeben.
Als ich mit Louis den Palast das erste Mal durchquerte, wurden wir sogar von einem "Diener" des Königs (ein random Mann blauen Hanbok tragend) angesprochen, der damit scherzte "glücklich den König bedienen zu wollen." Louis trug an dem Tag nämlich das knallrot-goldene Königsgewand, das nur Königen gestattet war zu tragen. Blau dagegen trugen meistens niedrig Rangige oder Diener. Zusammen mit der Frau des Mannes machten wir ein Foto und verbeugten uns. Mit Hanbok hat man also jegliche Aufmerksamkeit auf sich gerichtet und die Menschen bewundern einen. Es ist also völlig normal, dass man überall mit Hanbok bekleidete Menschen sieht, die Photoshootings machen. Über Airbnb kann man sogar ein solches professionelles Photoshooting kaufen.
Zu der Geschichte des Gyeongbokgung Palastes kann ich ehrlich gesagt weniger erzählen. Hatte ich schon erwähnt, dass die Koreaner nicht so gut sind mit Beschilderungen und Infotafeln? Eigentlich durchläuft man den Palast ohne genau zu wissen, was was ist. Doch für ein Erlebnis mit Hanbok ist es auf jeden Fall sehenswert und wer die Geschichte gut kennt oder sich vorher informiert hat - bestimmt gibt es auch Audiotouren - kann den Besuch mehr genießen und informativ rausgehen. Für mich besonders waren wiegesagt die riesigen Parkanlagen eingehüllt mit den bunten Farben des Herbstes und die älteren Hanok-Häuser, die auch restauriert wurden. Als ich in der Hanok-Village in Jeonju war, sah man, dass dort die Malereien an den Häusern alt und abgesplittert waren. Im Gyeongbokgung Palast wirkte das Meiste allerdings so schön neu.
Insgesamt dauert der Besuch, mit Bilder machen und drum und dran, etwa um die zwei Stunden. Ich empfehle, auf jeden Fall genug Zeit einzuplanen. Der Palast hat von 10-18 Uhr geöffnet. Bei meinem ersten Besuch kamen wir leider zu spät gegen 17 Uhr an und wurden nach knappen 50 Min bereits rausgeschmissen und sahen nicht mal Ansatzweise die Hälfte des Palastes. Von Mitte Oktober bis Anfang November wurde sogar ein Nachtrundgang mit Laternen zur Beleuchtung ab 19 Uhr angeboten - leider bekam ich davon erst viel zu spät mit und konnte dies nicht wahrnehmen. Wer Lust hat, kann auch das Nationalmuseum direkt neben dem Palast auf dem gleichen Gelände mitbesuchen. Doch zu Museen zog es mich in Korea tatsächlich eher weniger, obwohl für manche die Geschichte Koreas bestimmt super interessant ist. Meine Portion Geschichte bekam ich, als ich Jeonju mit den Onkel meines Freundes besuchte und er uns einige Einblicke in die Geschichte Koreas gab. Interessant ist es trotzdem, in die traditionelle Kleidung Koreas schlüpfen und erleben zu können, wie es damals wohl gewesen sein muss.
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