Der Sprachkurs an der SNU pt. 1
Einige sind überrascht, dass ich nach Korea nicht nur für das Reisen und Sightseeing gegangen bin, sondern tatsächlich prägt meine Reise hauptsächlich der Sprachkurs, für den ich mich vor langer Zeit sehnsüchtig entschieden habe. Freunde, die mich kennen und tagtäglich erleben, wissen, dass ich seit etwa 1.5 Jahren selbstständig, mit Hilfe der Bücher von "Talk to me in Korean (TTMIK)", fleißig Koreanisch lerne. Was einst mit K-Pop Musik, Lyrics und K-Dramas begann, schwappte über zu einer riesigen Leidenschaft für die Sprache und die Kultur, um diese (Sprache, Kultur, Lyrics usw.) zu verstehen. Wer nach Korea reist, muss nicht unbedingt Koreanisch sprechen können, aber die Schriftzeichen zu lesen ist fast ein Muss und erleichtert einem so einiges. Wer meine anderen Beiträge gelesen hat, weiß auch, dass man mit Englisch hier genauso wenig weit kommt, also ist das Sprechen der Sprache definitiv von Vorteil, wenn man nicht nur von Google Übersetzer abhängig sein möchte. Also entschied ich mich für einen Sprachkurs an der berühmtesten Universität in Korea/ Seoul, die Seoul National University (SNU).
Der Beitrag ist in zwei Teile gegliedert: zunächst die Anfänge - von der Idee, zum Anmeldeprozess zum Zulassungsbescheid und im zweiten Teil dann der tatsächliche Sprachkurs und wie dieser verläuft.
Die Idee und der Anmeldeprozess an der SNU
Meine ursprüngliche Idee war es, in Korea Englisch zu unterrichten. Ich bekam mit, dass einige Bekannte dies in Thailand machten und dachte, man könne das gleiche in Korea versuchen. Leider geht dies nicht so einfach. Als ich damals einen Hangeulkurs (Hangeul = das koreanische Schreibsystem) an meiner Universität belegte und mit meiner Lehrerin darüber sprach, meinte sie, dass man als Ausländer nicht so einfach in Korea arbeiten könne und man als Lehrerin dort tatsächlich eine Ausbildung oder eine Art Nachweis brauche. Ich hatte nichts davon. Doch auch sie war es letztendlich, die mir stattdessen einen Sprachkurs empfahl, und zwar an der SNU, da sie dies dort damals auch machte. Damit hatte sie mir etwas in den Kopf gesetzt und noch am selben Tag holte ich mir alle Informationen ein, die ich brauchte, durchforstete alle Webseiten und entschied mich dann, erst fortzufahren, wenn die Zeit reif ist. Und das war, nachdem ich im März endlich meine Bachelorarbeit abgeschlossen hatte. Von da an beschäftigte ich mich richtig mit dem Sprachkurs und den Anforderungen, die ich dafür erfüllen musste. Die SNU gilt als die Universität in Südkorea, dort gehen anscheinend nur die Besten, die Schlausten und die, die am härtesten arbeiten hin. Ich hätte mich genauso gut für eine andere Universität entscheiden können, denn identische Sprachkurse bieten auch so viele andere Universitäten zum selben Preis an, z.B. die Ewha, Sogang, Yonsei usw. Doch ich entschied mich trotzdem für die SNU.
Der Sprachkurs wird von KLEC an der SNU angeboten. Die Webseite dazu findet ihr hier: KLEC SNU
Viermal im Jahr kann man sich für verschiedene sessions entsprechend den Jahreszeiten anmelden: Herbst, Winter, Frühling und Sommer; Und auch zu unterschiedlichen Kurszeiten, morgens von 9-13 Uhr oder nachmittags von 13:30 bis 17:50 Uhr. Für die sessions sind die Anmeldefristen immer unterschiedlich. Den 10-wöchigen Kurs kann man online sowie offline absolvieren und genauso an dreiwöchigen Intensivkursen oder Kursen für "intermediate" Lerner teilnehmen. Wer mehr wissen möchte, kann einfach auf der Webseite nachlesen. Ich bewarb mich für die fall session, die vom 05. September bis zum 11. November geht. Die Anmeldefrist hierfür begann im April diesen Jahres und genau dort bewarb ich mich auch bereits, da ich unbedingt in die morning class wollte und dies auf first come first serve basis basierte. Ein Kurs besteht nämlich aus max. 15 Personen.
Um mich zu bewerben, musste ich einige Kriterien erfüllen und mich um einige Dinge kümmern. Da ich kein D-4 Visum brauche, fiel zum Glück eines weg. Nichts desto trotz musste ich mich um ein Apostille kümmern, ein Beglaubigungspapier von einer zuständigen Behörde, das aussagt, dass mein Schul- oder Hochschulzeugnis offiziell und international zugelassen ist; für etwa 25€. Da ich mich mit meinem Schulzeugnis bewarb, brauchte ich eine Vorbeglaubigung meiner Schule, das ich mir vom Landesschulamt in meiner Stadt holen musste - dies jedoch für umsonst. Mein Apostille bekam ich tatsächlich nach drei Tagen bereits per Post zurück, den auszufüllenden Antrag hierfür findet man auf der Webseite der zuständigen Apostillestelle seiner Stadt. Nun fehlte also nur noch die beglaubigte/ notarielle Übersetzung meines Zeugnisses ins Englische, wofür ich knappe 80€ bei einem Übersetzungsbüro bezahlte. Wer an einer Universität eingeschrieben ist, muss auch einen Leistungsüberblick (Stand der Noten) in Englisch beifügen. Hinzu kommen noch ein aktueller Lebenslauf, ein Motivationsschreiben/ Statement of Purpose max. 1 DIN-A 4 Seite, eine Kopie des aktuellen Reisepasses und eine Bearbeitungsgebühr bei Anmeldung des Kurses von 40€.
Für den Sprachkurs zahlte ich für die diesjährige fall session eine Summe von 1.730.000 KRW, umgerechnet zu dem Zeitpunkt fast 1350€. Ich entschied mich für den regulären 10-wöchigen Kurs, da ich sowieso geplant hatte, die vollen 90 Tage meines Touristen-Visums auszunutzen. Dafür hatte ich immerhin so lange gespart, also möchte ich auch so lange wie möglich in Korea bleiben. Warum bleibe ich dann nicht länger? Dies hat mehrere Gründe. Für einen längeren Aufenthalt brauche ich ein Visum, was nicht nur mehr Aufwand bedeutet hätte, sondern ich hätte entweder in Korea Familie haben, an einer Universität für ein Semester eingeschrieben sein oder hier arbeiten müssen. Es gibt auch ein Holiday Visum bzw. ein Work and Travel Visum, doch hierfür fühlte ich mich nicht bereit. Dieses Visum könne man wohl nur einmal in seinem ganzen Leben beantragen und hierfür würde ich wenn schon gerne ein ganzes Jahr in Korea verbringen wollen. Hierfür war mir aber alles zu unsicher - würde ich in Korea Arbeit finden? Würde ich mich dort wohl fühlen? So schien es mir leichter, erstmal für drei Monate hinzufliegen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen.
An der SNU zugelassen - und jetzt?
Nach fast drei Monaten warten, bekam ich endlich im Juli meinen Zulassungsbescheid. Ich hatte es also an die SNU geschafft und war völlig aus dem Häusschen! Im August, etwa zwei Wochen vor Beginn des Sprachkurses, kam dann der Onlinetest, bei dem man einem Koreanisch-Level auf einer Skala von 1-6 und höher zugeordnet wurde. Darauf folgte eine Woche später ein 8-minütiges Interview über Zoom, bei dem man Fragen beantworten musste. Danach wurde erst das finale Level entschieden.
Der Online-Test hatte einen Zeitrahmen von höchstens 70 Min und durfte innerhalb von einer Woche zu einer für sich selbst passenden Zeit absolviert werden. Da er eben selbstständig absolviert werden sollte, bin ich mir nicht sicher, ob die Zeit überhaupt überprüft wurde, jedoch wollte ich das Risiko nicht eingehen. Der Test war in drei Stufen gegliedert: beginner, intermediate und expert. Jede Stufe bestand aus etwa 21 Fragen - hauptsächlich musste man Lückentexte ausfüllen und am Ende in einem Kasten Fragen mit eigenen koreanischen Sätzen beantworten. Achtung: Hier am besten den Test an einem Gerät mit koreanischer Tastatur durchführen! Listening wurde gar nicht abgefragt. Stufe 1 war vollkommen machbar für mich und auch hier waren teilweise noch Romanisierungen/ Übersetzungen gegeben. Ab Stufe zwei gab es dann keine Romanisierungen mehr und die Grammatik wurde sehr schwer, die Fragen für mich kaum verständlich. Ich beantwortete knapp die Hälfte und Stufe drei lies ich komplett leer. Hier ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass dieser Test nur den jetzigen Stand seines Levels widergibt. Es wird weder etwas von einem erwartet noch ist es ein Test/ eine Prüfung und es ist vollkommen in Ordnung, wenn man etwas nicht weiß. Letztendlich geht es darum, seinem jetzigen Level wahrheitsgemäß zugeordnet zu werden, um von dort an besser zu werden.
Bezüglich des Interviews war ich sehr aufgeregt, denn Sprechen ist etwas ganz anderes als Lesen und Schreiben. Von allem fällt mir an Koreanisch das Hören am schwersten - Koreaner nuscheln, reden schnell und sehr leise. Kennt man die gefragten Vokabeln nicht, kann man schnell hilflos werden und im Kopf schwirren hunderte Fragezeichen. Ich wusste gar nicht was, mich erwarten würde und versuchte, Sätze im Vorhinein vorzubereiten. Ich hatte jedoch das Pech, dass ausgerechnet bei mir meine Fragen ebenfalls in drei Blöcke gegliedert waren: beginner, intermediate und expert. Anders als erwartete Fragen wie "warum kommst du nach Korea? Was sind deine Hobbies?" usw. wurde ich als erstes nach der jetzigen Uhrzeit gefragt. Zahlensysteme - ok. Aber puh, wann habe ich das das letzte Mal verwendet? Wer Zahlensysteme im Koreanischen kennt weiß, dass die Koreaner zwei Zahlensysteme verwenden: Koreanische und Chinesische/ Sino-Koreanische. Die Stunde wird mit koreanischen Wörtern ausgedrückt, die Minuten mit sino-koreanischen Wörtern. Ein Glück, dass es 10:47 Uhr bei mir war! Die Zahl für 10 kenne ich in und auswendig. Hätte es die Zahl 8 oder 7 erwischt, hätte ich länger nachdenken müssen. Die Zahl 47 war auch in Ordnung, denn die sino-koreanischen Nummern sind mir vertrauter als die koreanischen. Doch das Problem ist, dass die Zahl drei der Zahl vier ähnelt. Die Zahl drei heißt übersetzt "sam", die Zahl vier "sa". Vor lauter Aufregung versprach ich mich und sagte aus Versehen 37 statt 47. Es folgte eine lange Stille bis die Lehrerin mich versuchte, auf den Fehler aufmerksam zu machen und ich es erstmals nicht verstand. Zu meiner Enttäuschung verstand ich die beiden darauffolgenden Fragen ebenfalls nicht - das Interview lief also aus meiner Sicht wirklich nicht gut.
Meine beiden deutschen Freundinnen hatten dort mehr Glück, denn sie mussten eine lockere Konversation über sich, ihre Hobbies und den Job ihrer Eltern führen. Dinge, über die ich auch hätte sprechen können. Nichts desto trotz schaffte ich es noch in das zweite Level, denn das erste wäre weit unter meinem Niveau gewesen. Letztendlich landete ich dort, wo ich auch sein wollte und was ich erwartet habe - ich bin also zufrieden.
Von da an wartete ich noch eine Woche bis der Kurs endlich begann. Einige Tage vorher wird man über Google zu einem virtuellen Klassenraum hinzugefügt. Dort stellten sich die Lehrerinnen vor - drei verschiedene allein für meinen Kurs (Mo eine, Di und Do eine andere, Mi und Fr wieder eine andere). Dort werden ebenfalls alle Materialien und Hausaufgaben hochgeladen. Zusätzlich benötigten wir insgesamt vier Bücher für die gesamten 10 Wochen - zwei student books A und B und die dazugehörigen workbooks A und B. Diese kann man sich auf dem Campus der Universität oder in einem Buchladen für umgerechnet etwa 70€ zusammen kaufen.
Und ready ist man für den Sprachkurs!
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