Jeju - Das Hawaii Südkoreas
Wenn man nach Südkorea reist, dürfen zwei beliebte Reiseziele nicht fehlen: Die Insel Jeju und Busan. Das sind die vielleicht zwei bekanntesten Orte, an denen sich Touristen versammeln und von denen oft geschwärmt wird. Meine Freundin Celine und ich wollten uns dies nicht entgehen lassen, also flogen wir vom 30. August bis zum 03. September auf das schöne Jeju, auch bekannt als das Hawaii Südkoreas. Mich wunderte dies wenig, denn Jeju ist anders als Seoul wesentlich grüner gewesen. Die Natur auf der kleinen Insel ist wirklich wunderschön und ich kann es kaum erwarten, dies mit euch zu teilen!
Agenda
Auf nach Jeju: Geschehnisse während der Reise nach Jeju und zum Schluss das erste Abendessen und erste Eindrücke
"BK Hotel" - unsere Bleibe: kurzer Einblick in das Hotel
Tag 1: Der Süden/ Mitte Jejus: Wandertour auf dem Hallasan, Abendessen in einem convenient store + Cafe mit Aussicht
Tag 2: Der Osten Jejus: Manjanggul Lava Cave und Seongsan Ilchulbong
Tag 3: Der Westen Jejus: Cheonjiyeon Waterfalls und Camellia Hill Garden
Auf nach Jeju!
Um nach Jeju zu kommen, fliegt man vom Flughafen Gimpo in Seoul ab. Dies dauert mit dem Bus ca. 1.10h - je nachdem wie der Verkehr ist. Da wir erst am Nachmittag flogen, bedeutete es, dass wir uns erst gegen Mittag aufmachen mussten. Bedeutete dies gleichzeitig weniger Stress? Eher im Gegenteil. Die Reise nach Jeju war alles andere als stressfrei und dies lag weniger am Bus, an dem Flug oder an dem Flughafen, sondern an meiner eigenen Verpeiltheit und kleinen Kommunikationsfehlern. Im Nachhinein bin ich froh, dass wir so früh dran waren, so dass sich eingeschlichene Fehler nicht als zu gravierend auf die Zeit auswirkten.
Angefangen hat der ganze Stress mit dem Problem: Wo fährt der Bus ab? Die Definition von "Hauptstraße" in Südkorea ist breitgefächert. Was der eine als Hauptstraße versteht, kann der andere ganz anders interpretieren. Denn in Südkorea gibt es nicht "die Hauptstraße" - in der Innenstadt sind so gut wie alle Straßen Hauptstraßen und ewig lang. Dementsprechend stand ich an einer ganz anderen Stelle, als dort, wo letztendlich der Bus abfuhr. Das Problem ist, dass Googlemaps in Südkorea nicht funktioniert und man auf Apps wie Navermap oder Kakaomap angewiesen ist - diese funktionieren leider nicht immer zuverlässig und zeigen auch nicht immer alle Busverbindungen und Haltestellen genau an. Der Stress fängt da an, wenn man nicht weiß, wo man ist, wie man zum Flughafen kommt und an welcher Haltestelle deine Freundin ist, die dir den Weg ebenfalls nicht beschreiben oder erklären konnte.
Nach ewigem hin und her telefonieren und verzweifeltem hin und her Laufen, fand ich endlich die Bushaltestelle - auch noch genau pünktlich, als der Bus gerade einfuhr - oder eher an uns vorbei fuhr. Wer in Korea nicht schnell genug schaltet und die Hand rausstreckt, der bleibt an der Haltestelle stecken. Die Busse hier hupen, um nicht extra halten zu müssen, falls doch niemand ein- oder aussteigen möchte - doch für uns war es zu spät. So verpassten wir har scharf den Bus und warteten weitere 15 min auf den nächsten. Die Hauptsache war, dass wir irgendwann endlich drin saßen und noch in der Zeit lagen, um nicht den Flug zu verpassen. Ist man erstmal auf dem Weg zum Flughafen, dann kann doch gar nichts mehr schiefgehen, oder?
Dort angekommen, mussten wir, zu unserer Überraschung, durch ein großes Kaufhaus laufen - Lotte Mall, das sich etwa riesige, lange vier Stockwerke nach oben zog. Hätte uns die koreanische Dame an der Bushaltestelle nicht unsere Verwirrtheit angemerkt und uns darauf hingewiesen, wo wir lang müssen, wer weiß, wie lange wir noch draußen umher geirrt wären. Beschilderungen? So etwas gibt es in Korea selten. Genauso wie manche Bushaltestellen ohne jegliche Bezeichnung, Beschriftung noch irgend ein Zeichen an einem einfachen Straßenrand sind, so erwarten die Koreaner, dass man einfach weiß, wo etwas ist, wo genau man sich hinstellen oder wo man hinlaufen muss. Jedes Mal, wenn ich zum Bus laufe, hoffe ich, dort auf andere Menschen zu treffen. Man erkennt die Bushaltestellen in kleineren Vierteln nämlich nur, weil sich dort Menschen in einer Schlange aufstellen.
Nun waren wir endlich am kleineren Flughafen Gimpo angekommen. An koreanischen Flughäfen verläuft der Prozess, wie ich festgestellt habe, reibungslos ab. Gepäckaufgabe sowie Security dauern zusammen nicht mal 10min - mit Namen nehmen sie es allerdings ganz schön ernst. Wer hier ein "ß" im Namen oder mehrere Mittelnamen hat und diese nicht angibt, der bekommt schon mal die ein oder anderen Probleme und komischen Blicke oder Fragen zugeworfen - so wie meine Freundin Celine, auf die beides zutrifft. Regenschirme als Handgepäck sind wiederum erlaubt, Flüssigkeitskontrollen wurden auch nicht so streng genommen. Doch eine Sache bleibt durchgehend gleich: Feuerzeuge, Powerbanks o.Ä. sind im Koffer nicht erlaubt. Wer das vergisst, der bekommt einen schönen Anruf, den man mit hoher Wahrscheinlichkeit schlecht verstehen wird. Die Sprachbarriere ist und bleibt ein großes Problem hier. So verstand ich die Dame am Schalter nicht, als sie mich bat, 5 min an der Seite zu warten, bis mein Koffer hinten kontrolliert wurde und erst dann durch die Security zu gehen (dies verstand ich erst beim Rückflug, als mich eine Dame mit besserem Englisch genau das gleiche bat). So gingen wir natürlich sofort durch die Security, nur um den ganzen Weg wieder zurückzulaufen, da ich aus Versehen meine Powerbank im Koffer gelassen hatte. Und lasst euch mal durch den Flughafen von einer Frau mit Sprachproblemen führen - ich wusste nicht, was sie von mir wollte, noch wohin ich gehen sollte. Weitere 15 min vergingen und ich irrte am Flughafen umher, versuchte verzweifelt Gate 13 zu finden, an dem ich mich zusammen mit weiteren Läden bereits befand, dabei versuchte mir die Dame verzweifelt zu erklären, dass gegenüber eines "CU" Ladens der Informationsschalter sei, an den ich gehen sollte. Von dort wurde ich dann zurück zum Schalter gebracht, verstand dort erst, dass meine Powerbank das Problem war und dann durften wir endlich wieder zurück an unser Gate. Dort hatten wir nur noch 30 min bis zum Boarding und ich hatte bis dahin noch nichts gegessen - das war gegen 16 Uhr.
Nichts desto trotz verlief der einstündige Flug reibungslos. Die Stunde verging schnell und die Gepäckausgabe umso schneller. In Korea kann man sich sicher sein, dass das Gepäck lange vor einem am Band sein wird, bevor man dort ankommt. Wartezeiten betragen hier gleich 0 - doch ist das nicht etwas zu perfekt? Meine Pechsträhne zog sich fort und natürlich war dies nicht genug. Am Gepäckband kreisten nur noch wenige Koffer umher, bis nur noch einer da war - nicht meiner, das dachte ich jedenfalls. Ich weiß noch, wie Celine mich auf den Koffer ansprach und ich ihr sagte "mein kleiner Koffer hat kein Schloß". Anscheinend habe ich mir meinen Koffer vorher nicht richtig angeschaut, denn es war mein Koffer. Dennoch blieben wir dort stehen und hofften auf weitere Koffer - aber es kamen nie welche. Schließlich kam eine Mitarbeiterin und wunderte sich über den verbliebenen Koffer. Sie fragte, ob dies meiner sei - voller Selbstbewusstsein sagte ich nein. Innerlich bereits am verzweifeln, da ich wirklich dachte, mein Koffer sei verloren gegangen, dachte ich, die Mitarbeiterin, welche am telefonieren war, würde sich um das Problem bereits kümmern. Was ich nicht bemerkte war, dass sie die Nummer, die am Koffer hinterlegt war, anrief - und zwar meine Nummer. Letztendlich lief sie weg und ich rannte ihr hinterher, um ihr zu sagen, dass mein Koffer verschwunden sei, bis ich den nametag an dem Koffer, den sie mitnahm, sah und meinen Namen dort wiederfand. Voller Scham nahm ich den Koffer, blickte das erste Mal auf mein Handy und sah die verpassten fünf Anrufe in Abwesenheit - sie hatte nämlich mich und keinen Mitarbeiter, wie ich vermutete, angerufen. Das war wieder ein Moment, in dem ich mir dachte: "Was müssen die Koreaner nur über Ausländer denken?"
Von da an mussten wir weitere 1.5h mit dem Bus in den Süden nach Seogwipo fahren. Im Hotel angekommen, bemerkte ich, dass ich meine geliebte Kameratasche im Bus vergaß. Dort waren meine teure Nikon und meine nagelneue Analogkamera verstaut. Liebe Menschen: verstaut eure Sachen lieber bei euch und nicht in den Netzen an den Sitzen vor euch oder über euch. Und falls ihr es tut, dann erinnert euch wenigstens daran. Denn in Korea muss man so schnell aussteigen, weil sonst der Busfahrer gefühlt sauer wird, und in dem Stress kann man sowas ganz schnell vergessen. Zu meinem Glück gehörte unser Hotel zu den letzten drei Haltestellen und der Bus war komplett leer, als wir ausstiegen. Ich handelte sofort, erklärte den Mitarbeitern an der Rezeption meine Situation und diese telefonierten umher, bis letztendlich der Bus, der sowieso demnächst wieder zurückfuhr, wieder bei uns ankam, der Rezeptionist meine Kamera holte, mich anrief und ich diese etwa 15 min später wieder erhielt.
Um euch zu beruhigen: die Pechsträhne hörte danach auf. Jedenfalls für den Tag. Waren dies vermeidbare Erfahrungen? Definitiv. Aber immerhin waren es Erfahrungen, von denen ich mir sicher bin, dass sie nicht so schnell wieder passieren werden.
Nach diesem anstrengenden Tag belohnten wir uns mit etwas Ogyeobsal, sehr fettiges, aber leckeres Schweinefleisch, in einem local Restaurant nicht weit vom Hotel für 15.000 KRW, also etwa 12€ pro Person. Wasser und side dishes sind wiegesagt immer inklusive. Wir waren die einzigen Gäste zu dieser Zeit (21 Uhr - in Seoul ist da wesentlich mehr los), was uns sehr wunderte. Dennoch bemühte sich die etwas ältere Dame, uns möglichst gut zu umsorgen. Sie bereitete immer mehr und mehr Beilagen zu und brachte sie nach und nach, ging mehrmals raus, um für uns Dinge aus dem nächsten Supermarkt zu kaufen, u.a. Makgeolli, eine Art Wein aus Reis. Und sie war die Erste, die Interesse an uns zeigte und nach unserem Herkunftsland fragte. In Seoul fielen Celine und mir auf, dass uns dort die Menschen häufig aus dem Weg gehen oder nichts sagen/ uns nicht ansprechen. Doch auf Jeju begegneten die Menschen uns offener und herzlicher. Viele sprachen uns an, winkten bzw. begrüßten uns, sagten uns, wie schön wir aussehen, wollten Bilder machen, lachten mit uns, wenn wir uns freuten. Vielleicht liegt das an der Inselkultur und dadurch, dass man sich über neue Bekanntschaften oder neue Erfahrungen freut, denn auf Jeju leben nicht viele Menschen und die Insel ist auch recht überschaubar/ klein.
"BK Hotel" - Unsere Bleibe
Das Hotel, in dem wir blieben, hieß "BK Hotel" und kostete für drei Personen inkl. Frühstück 165€. Ursprünglich hätten wir drei Personen sein sollen, doch Celines Freundin schaffte es aus persönlichen Gründen erst am Freitag, den 2. September, nach Jeju. Für den Preis fand ich das Hotel wirklich sehr gut! Das Zimmer war groß, die Betten sehr gemütlich, das Bad hatte eine riesige, runde Badewanne und eine offene Dusche. Wir bekam Handtücher, Schlappen, Shampoo etc. - also alles, was zu einem Hotelaufenthalt dazugehört. Das Frühstück ging von 7:30-9:30 und war in Ordnung. Das Einzige, das ich kritisieren könnte und das muss man leider öfter in Hotels erwarten, ist, dass die Wände sehr dünn waren und wir nachts oft von Kindern, Fußschritten oder lauten Menschen sowie Türen geweckt wurden. Nichts desto trotz hatte das Hotel eine gute Lage. Es lag zwei Minuten von der Bushaltestelle zum Flughafen entfernt, hatte noch direkt vor der Haustür eine weitere Bushaltestelle, viele Restaurants, Cafes und convenient stores drumherum, die direkt entlang des Hafens lagen. Und es war etwa 10 min von der Innenstadt entfernt, die eine lange Shoppingstraße ausmachte.
Alles in einem: es war eine gute Bleibe und erfüllte alle Anforderungen, die wir hatten.
Jeju auf einen Blick
Tag 1: Der Süden/ Mitte Jejus
Am ersten Tag entschieden wir uns, zum Hallasan National Park zu gehen. Ursprünglich sollte es die ganzen Tage über auf Jeju regnen, jedoch entschied sich das Wetter um. Die Sonne schien und es war super schwül und warm - wesentlich wärmer und unangenehmer als in Seoul, so dass man kaum atmen konnte und der Schweiß einem ungewollt runterlief. So nutzten wir das schöne Wetter aus und machten uns auf dem Weg zum Hallasan, der in der Mitte Jejus liegt.
Wir fuhren ca. eine Stunde dorthin, mussten uns vor Ort nochmal kostenlos ein Ticket reservieren und dann begann auch schon die Tour. Wer Wandern liebt und alles an dem Hallasan sehen möchte, der hat die Möglichkeit, eine neunstündige Rundtour zu machen. Doch dafür fehlte uns 1. die Zeit und 2. die Motivation. Wir entschieden uns stattdessen für einen zweistündigen Trip zum Sara Oreum und zurück, insgesamt dann vier Stunden.
Das Wandern dort war sehr angenehm, denn die Wanderwege sind überwiegend mit einer Art "Teppich" oder Holzstäben, Brücken usw. ausgestattet. Nichts desto trotz erwarteten uns öfter auch mal ganz spitze, unangenehme Steinwege. Wer keine Wanderschuhe, sondern normale Sneaker wie ich hat, dem werden die Füße wehtun. Dort waren wir vollkommen in Berührung mit der Natur: wir beobachteten Rehe, Schmetterlinge und Wespen, der Wald war schön grün, die Bäume riesig. Der Klang der Natur erfüllte uns, Vögel zwitscherten, doch die meiste Zeit hörten wir unsere K-Pop Musik. Andere Wanderer kamen uns entgegen, meistens Ältere, die uns begrüßten und von denen wir wirklich fasziniert waren, wie sie es schafften, so steil hoch- oder runterzulaufen. Glaubt mir, für uns war das nicht immer leicht. Doch zugegebenermaßen tat es gut, endlich mal wieder Sport zu machen und in Bewegung zu sein. Da durften der Schweiß und die Wärme nicht fehlen - wir waren wirklich durchgeschwitzt; dafür aber auch frei im Kopf. Im Wald hat man nicht immer das Bedürfnis, zu sprechen. Dies ist sowieso schwer möglich, wenn man die ganze Zeit mit Steigung hochläuft. So konnte man mal den Kopf ausschalten und einfach im Moment verweilen. Wie wir das mit nur zwei 0.5L Flaschen und ohne snacks überlebt haben, frage ich mich trotzdem, denn weit und breit konnte man nirgens seine Flaschen auffüllen, noch gab es Cafes, Restaurants oder Snackautomaten.
Das letzte Stückchen vor dem Sara Oreum war nochmal ordentlich steil. Zu unserem Entsetzen, mussten wir sogar das finale Stückchen noch höher und weiter laufen, obwohl wir erst dachten, wir hätten es geschafft. Ich bin lange nicht mehr so viele Treppenstufen hochgelaufen wie an diesem Tag. Aber für die Aussicht hat es sich gelohnt, doch diese war etwas anders als erstmal erwartet. Sara Oreum ist ein einfacher See mitten auf dem Berg - wer googelt, kann sich Bilder von oben anschauen -, so waren wir anfangs ein wenig enttäuscht. Spannend wurde das ganze erst, als sich plötzlich Nebel aufzog und man sehen konnte, wie die Wolken über dem See schwebten, bis sich plötzlich alles zuzog und wie ein Geisterfluss aussah. Natürlich durfte ein kleines Highlight nicht fehlen: mir fiel mein Handy runter, durch den Schlitz und landete unter dem Gehweg im Dreck. Dort durfte ich dann drunter klettern und Spinnennetzte im Haar haben - ein Glück war dort kein Wasser!
Fazit: Wer Wandern liebt, der sollte den Hallasan definitiv besuchen! Ich bereue den Besuch nicht, jedoch hat es sich für Sara Oreum allein nicht ganz gelohnt. Wer also dorthin gehen und mehr bzw. schöneres vom Hallasan sehen möchte, der sollte mehr Zeit, Essen und Trinken einplanen und die Rundtour für 9h erwägen.
Wieder zurück, fuhren wir sofort in ein Cafe, um etwas kleines zu essen. Danach war Frischmachen im Hotel angesagt und da wir nicht genug Zeit hatten, ein gescheites Restaurant zu suchen, waren dieses Mal nur Ramen (Nudeln) in einem convenient store eingeplant. Doch selbst das kann in Korea zu einem Erlebnis werden! Dort kann man nämlich erst die Ramen kaufen und sofort vor Ort, entweder drinnen oder draußen, essen. Hierfür werden in jedem convenient store Wasserautomaten mit heißem oder kaltem Wasser bereitgestellt. Anschließend gingen wir in ein Cafe namens "Haru-B". Dies hatte drei Stockwerke und so genossen wir ganz oben die Aussicht über den Hafen Seogwipos. Begleitet wurde dies von Shawn Mendes' Gesang, Lichterketten, leckerem Kuchen und der random Koreaner, der mit einem Bilder machen möchte und einem tausend Komplimente macht, darf natürlich auch nicht fehlen. So ließen wir schließlich entspannt den abend mit ein paar deep talks ausklingen.
Tag 2: Der Osten Jejus
Am zweiten Tag entschieden wir uns, in den Osten zu fahren. Dort waren u.a. die Manjanggul Cave und der Seongsan Ilchulbong angesagt. Die Fahrt in den Osten von Seogwipo aus dauerte mehr als 2h, diese konnten wir zwar entspannend im Bus verbringen, nichts desto trotz ging die meiste Zeit für Busfahrten drauf, was etwas schade war und weswegen wir nur zwei Orte auf unserem Sightseeingprogramm abklappern konnten.
Die Manjanggul Cave ist eine lange, dunkle Lavahöhle, die sich kilometerweit langzieht und die man langläuft. Um ganz ehrlich zu sein fand ich diese Attraktion am unspektakulärsten. Dort fiel uns u.a. auf, dass Koreaner nicht so viel wert auf Beschriftungen legen, während man in deutschen Museen teilweise von Text erschlagen wird. So liefen wir durch die dunkle, nass-kalte Höhle und wussten nicht immer, was Sache ist. Gescheite Bilder konnten man dort unten aufgrund des Lichts auch nicht machen, also werden hiervon auch keine gepostet. Nichts desto trotz war es spannend zu sehen, wo einmal Lava langfloss und die Höhle formte. Nochmal hin müsste ich trotzdem nicht gehen. Nach einem kurzen Mittagessen vor Ort ging es dann auch schon weiter. Und dies lief leider nicht so reibungslos wie wir uns erhofften.
Auf Jeju bemerkten wir erstmals, wie unzuverlässig Busse sein können. Anders als in Seoul, wo jede Minute ein Bus oder eine U-Bahn in alle Richtungen fährt und Fahrpläne geupdatet werden, war Jeju sehr chaotisch. Hier war sogar Navermap keine Hilfe, denn selbst wenn Busse angezeigt wurden, kamen sie einfach nicht. Die meiste Zeit ging also nicht nur im Bus drauf, sondern auch um auf die Busse zu warten und Haltestellen zu wechseln. Mehrere Male mussten wir sogar ein Taxi nehmen, die für kürzere Distanzen zum Glück nicht teuer sind, doch die Taxis weigerten sich teilweise, uns zu anderen Bushaltestellen zurückzubringen, wenn der Anschlussbus mal wieder ausfiel oder einfach nicht kam. Doch selbst wenn man dann mal in einem Bus saß, war das Übel nicht ganz vorüber, denn Busfahren auf Jeju kann ganz schon holprig sein. So fuhr der Bus gefühlt mit 60km/h um die Kurve, raste über Hubbel, so dass alle im Bus konstant hoch-, runter oder zur Seite flogen. Wer nicht schnell genug einstieg und sich einen Platz suchte, der wurde vom Gaspedal überrascht, fiel den Gang entlang oder wurde mit voller Wucht in den Sitz gepresst. Da war das Stolpern und Wehtun vorprogrammiert. Türen wurden geöffnet noch bevor der Bus überhaupt an der Station ankam geschweige denn gebremst hatte; Da machten Celine und ich Witze, dass man wohl schnell aus dem Bus rausspringen müsse, um die Haltestelle zu erwischen. Wenn keiner Stop drückte oder einsteigen wollte, wurde erst gar nicht angehalten - Busfahren auf Jeju war definitiv ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde!
Das Highlight des Tages, wenn nicht sogar des ganzen Trips, war der Seongsan Ilchulbong. Trotz Muskelkater vom Vortag, kämpften wir uns die steilen Treppen nach oben und genossen zusammen mit gutem Wetter die absolut schöne Aussicht der Stadt und des Meeres. Ganz oben angekommen, erwartete uns eine "grüne Beule", eine Kratervertiefung bzw. eine Landerhebung entstanden durch einen Vulkan. Es war einfach nur eine Art Loch bedeckt von ganz vielen Pflanzen und dennoch war es wunderschön. Hier öffnete sich mein Fotografenherz und fing Eindrücke und Bilder ein so gut es ging. Der Wind begleitete uns den ganzen Tag, zerzauste unsere Haare und langsam zog es sich zu - was uns morgen erwartete, konnten wir schon leicht erahnen.
Fazit: für diesen Ausblick lohnt es sich definitiv, auf den Ilchulbong zu steigen! In weniger als 40 Min ist man auf der Spitze und hat darüber hinaus auch um den Berg herum viele schöne Sceneries zum begutachten und man kann zum Strand runterlaufen.
Ein kleiner Besuch im Souvenirshop durfte natürlich nicht fehlen und dort tranken wir auch zum ersten Mal frischen Orangen- bzw. Mandarinensaft, denn Jeju ist für seine leckeren, süßen Mandarinen bekannt. Mein Saft war jedoch alles andere als süß, sondern sehr bitter. Vielleicht wäre es besser gewesen, so etwas auf einem traditionellen Markt zu kaufen.
Tag 3: Der Westen Jejus
Zu guter Letzt fehlte uns nur noch der Westen Jejus. Das schlechter werdende Wetter kündigte sich am Vortag schon an und am Freitag fiel dann der von Anfang an erwartete Regen. Es war so windig, kalt und regnerisch, so dass wir sogar mehrere Warnungen vom Staat auf unser Handy bekamen. Trotzdem entschieden wir uns, unser Sightseeingprogramm durchzuziehen, denn dies war unser letzter Tag. Dass es keinen Spaß macht, durch den Regen zu laufen, ist jedem klar, dennoch haben wir versucht, das Beste aus der Situation zu machen. In einem convenient store haben wir uns schnell ein Regencape und einen Regenschirm gekauft und dann ging es auch schon los. Das Gute ist: dadurch, dass alle Koreaner so etwas tragen, kommt man sich nicht doof vor. In Korea bedeutet das Tragen von Regencapes Anpassung und ist völlig normal. Wir haben die komischsten Dinge gesehen: Regencapes, die wie Müllsäcke aussahen und hässlich blau waren, Capes aus Souvenirshops mit vielen Orangen/ Mandarinen drauf, orangene Mandarinenhüte und Koreaner, die mit Badeschlappen bzw. Hausschlappen durch den Regen stapften. Letztendlich habe ich mich gefragt, ob das nicht eine bessere Option gewesen wäre, statt mit meinen weißen Sneakern durch den Regen zu stapfen. In meinen Schuhen war ein ganzes Schwimmbad vorzufinden und nach einigen Stunden wurde es so unerträglich und uns wurde so kalt, so dass wir unsere Tour abbrachen. Hinzu kommt das Problem mit den Bussen. Könnte man sich auf diese verlassen, hätten wir evtl. mehr abklappern können, aber im Regen bzw. in der Kälte zu warten ist noch unerträglicher. Schade war auch, dass wir für den letzten Tag so gut wie fast alle Gärten und Parks geplant hatten. Doch diese im Matsch und Schlamm zu durchqueren, sahen wir irgendwie nicht ein. Letztendlich lief es darauf hinaus, dass wir weniger sahen, als ursprünglich geplant.
Wir überwanden uns, endlich zu den Cheonjiyeon Wasserfällen zu gehen. Diese waren seit Tag eins geplant, doch wir waren meistens zu müde oder zu spät zu Hause, um diese bei Tageslicht noch genießen zu können. Ich sage nur eins: die Bilder mit dem Regenschirm wirken zwar super ästhetisch, doch die Realität dahinter war eine ganz andere. Es kostete uns wirklich Überwindung, für die Bilder zu posieren. Die Wasserfälle waren schön, jedoch etwas unspektakulär. Letztendlich lief man einen langen Weg entlang, nur um zwei Wasserfälle zu sehen - und ja, hierfür musste man sogar Eintritt bezahlen. Der Preis lag zwar nur bei 2.000 KRW (ca. 0,7-1€), dennoch sollte man für so etwas generell nicht bezahlen müssen.
Danach machten wir uns auf dem Weg zum Camellia Hill Garden. Der Park war riesig, hatte viele Blumen, Wege, Wälder sowie Gewächshäuser voller Orchideen und Kamelien. Den Park empfehle ich definitiv bei schönem Wetter, aber bei Regen kann man den Anblick der Blumen schlecht genießen. Der Park war auch leider halb überschwemmt und so wollten wir einfach nur schnell weiter, um wieder ins Trockene zu kommen.
Fazit: die beiden Sehenswürdigkeiten waren sehr schön, aber aufgrund des Regens kaum genießbar. Eigentlich standen im Westen noch der Spirited Garden, Hallim Park sowie die Drachenküste und evtl. der Geumneung Strand mit türkisenem Wasser auf dem Programm. Für diese Orte würde ich allgemein jederzeit wieder zurück nach Jeju fliegen und darüber hinaus gibt es noch so viel mehr zu sehen, als das, was wir in der kurzen Zeit erleben durften. Was ich ebenfalls gerne gesehen hätte, wäre der Olle Markt in Seogwipo. Auf den ganzen traditionellen Märkten wird man nur so mit Essen und Kultur überschüttet, doch dies findet man zum Glück auch in Seoul.
An unserem letzten Abend wollten wir nochmal das traditionelle Black Pork, das in Jeju bekannt ist, essen. Hierfür gingen wir in ein recht teures Barbecue Restaurant am Hafen Seogwipos mit 60.000 KRW für zwei Personen, also knappe 24€ pro Person, was schon recht teuer ist, wenn man mal überlegt, dass meistens zwei Personen zusammen für 30.000 Won essen gehen können. Jedoch bekam wir dafür viele side dishes und brieten das Fleisch auf einem Kohleofen, der im Tisch integriert war. Was mir weniger gut gefiel war, dass viele Einheimische glauben, dass wir Ausländer nicht alleine in der Lage wären, uns um unser Essen zu kümmern. Erst dachte ich, es wäre teil des Services, doch kein koreanischer Mitarbeiter brät für andere Koreaner das Fleisch, eben nur für die Ausländer. Ich finde es schade, dass wir nicht gefragt werden, ob wir Hilfe brauchen und selbst, wenn ich es alleine angehe, kam bisher immer jemand, der mir die Arbeit abnehmen wollte. Daher frage ich mich, wann wir die Möglichkeit haben werden zu beweisen, dass wir uns auskennen und unser Essen selbständig braten und schneiden können. Nichts desto trotz war das Essen sehr lecker, wiederum sehr fettig, so dass man nachts kaum schlafen konnte, aber ich würde es jederzeit wieder essen.
Lohnt sich ein Besuch von Jeju?
Ein klares ja! Ich hätte es bereut, wenn ich nicht nach Jeju gegangen wäre. Die Natur ist super schön, die Menschen offen und nett, die Sehenswürdigkeiten sind wirklich sehenswert, die Preise günstig und bei schönem Wetter sind die Parks und Strände umso schöner. So etwas findet man nicht alle Tage in Seoul - da ist eben das Stadtleben ganz groß. Aber ein Inselleben zu erleben ist wirklich etwas anderes und hoch spannend. Trotz des etwas anderen Klimas und Wetters, das irgendwie macht, was es will und der komischen Buspläne sowie Busfahrer, habe ich die Zeit hier genossen und würde auch jederzeit wieder hierher fliegen und mir die Insel anschauen. Nächstes Mal vielleicht besser mit einem gemieteten Auto!
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