Aufbruch nach Südkorea - Frankfurt nach Incheon, Seoul

Am 24. August war es endlich soweit: mein lang ersehnter Traum, nach Südkorea zu fliegen, bewahrheitete sich und stand endlich klopfend vor der Tür. Zwei Jahre habe ich dafür gespart und den großen Traum gepflegt, in das Land aufzubrechen, von dem ich die Kultur und die Musik lieben gelernt habe.

In diesem Blog möchte ich über meine Eindrücke und Erfahrungen sprechen und zahlreiche tolle Bilder und Gedanken mit euch allen teilen. Hier geht es um meine erste große, selbstständige/ selbstfinanzierte Reise und ihr könnt ein Teil davon werden. Vom 24. August bis zum 21. November kann jeder mich auf diesem Weg begleiten - ich freue mich auf jeden Leser oder jede Leserin.

Flug nach SeoulFlug nach Seoul
Blick aus dem FlugzeugBlick aus dem Flugzeug
Celine und ich im Flugzeug nach SeoulCeline und ich im Flugzeug nach Seoul

Seoul, hier komme ich!

Einige fragten mich am Tag der großen Abreise: "bist du nervös?"- nicht wirklich. Erstaunlicherweise war ich die ersten beiden Wochen im August wesentlich aufgeregter, nervöser, ängstlicher sowie anhänglicher als ich es tatsächlich einige Tage vor und am Tag der Abreise selbst war. Vielleicht ist es ein Schutz, weil Körper und Psyche in ein neues Abenteuer reiten, von dem man nicht weiß, was man erwarten kann, also "erstarrt" man. Vielleicht war es auch die Zuversicht, dass es finanziell hinhauen wird, nachdem ich im August zusätzlich gearbeitet habe. Hinzu kommt vermutlich noch, dass mich mein Freund für einige Wochen besuchen wird und der Abstand bzw. die Zeit, in der wir auseinander sind, daher viel kleiner und erträglicher sein wird; man hat jetzt etwas, worauf man sich freuen kann. Doch hier muss ich sagen, dass ich mich sehr wohl auf die Reise gefreut habe! Wenn etwas nach zwei Jahren endlich in Erfüllung geht, dann kann man es kaum glauben. Es fühlt sich surreal an und man glaubt es erst richtig, wenn es passiert.

Hier kam also der langersehnte Tag und ich war noch völlig im Packmodus. Die Tage vor einer Abreise können noch ziemlich stressig sein, es gehen einem viele Dinge durch den Kopf, die man nicht vergessen darf. Was mir besonders schwer fiel war das Packen für zwei Jahreszeiten, da Mitte/ Ende September in den Oktober rein bereits langsam der Winter in Seoul ausbricht und es kalt werden kann. Hinzu kommen noch Kleinigkeiten wie Schreibsachen, Bücher zum lernen, Elektronik, Batterien, Stative für die Kamera usw. - Da summiert sich so einiges auf. Mein großer Koffer wog ganze 18kg, mein Handgepäckskoffer genau 10kg und mein Rucksack war mit dem Rest vollgestopft, wie z.B. Laptop, Switch, Bücher - alles Essentielle für die Reise. Für Shoppen in Korea bleibt da leider kein Platz mehr... Da muss ich vermutlich DHL für eine exklusive Lieferung nach Hause finanzieren.

Am Flughafen angekommen, begleitet vom Papa und vom Freund, wurde einem dann erst langsam bewusst, dass es so richtig losgeht. Meine Freundin, Celine, mit der ich diese Reise mehr oder weniger gemeinsam antrete, traf ich dort und es fühlte sich wie ein ganz normaler Tag, ein ganz normales Treffen mit ganz normalen, alltäglichen Gesprächen, die man immer führt, an. Nichts besonderes.
Knappe 11h Flug gingen auch wie im nu vorüber - 19:30 Uhr bis 13:30 Uhr des nächsten Tages. An der Stelle muss ich erwähnen, dass Nachtflüge wirklich vorteilshaft sind! Abgesehen von den ganzen lauten Geräuschen, den billigen, teilweise kaputten Flieger-Kopfhörern und dem stundenlangen Sitzen, so dass die Knie schmerzen, kann man in Ruhe Filme schauen, sich sogar zweimal den Bauch vollschlagen, eine Runde schlafen - oder auch zwei. Umsorgt wurden wir mit Hausschlappen, Zahnbürste, Decke, Kissen und für ein Flugzeug echt leckeres Essen. Mit Asiana Airlines zu fliegen, kann ich nur jedem empfehlen. Von den Turbulenzen bekam ich nur recht wenig mit, da ich bereits im Schlummerland war. Von tiefem Schlaf kann man hier nicht sprechen, aber diese 4-5h reichen, um die Flugdauer zu überstehen und den Tag durchzustehen. Vielleicht ist es auch besser so, da man dann früher müde wird und dem Jetlag entgegenwirken kann.

Wo begann also dann so richtig die Aufregung? Wo merkt man wirklich, dass es ernst ist, dass es losgeht? Nun, an den Flughäfen lief alles reibungslos ab. In Frankfurt kamen wir super schnell und leicht durch, in Incheon sogar noch schneller! Sage und schreibe innerhalb von 15min sind wir aus dem Flugzeug gestiegen, haben unsere Pässe kontrollieren lassen und sind zum Gepäckband gelaufen, bei dem das Gepäck schon längst am laufen war (daran können sich die Deutschen mal ein Beispiel nehmen) und fertig waren wir auch schon. Da hat selbst das nachträgliche Frischmachen im Bad länger gedauert.

Ganz durch waren wir jedoch noch nicht. Durch die PCR Testpflicht bei der Einreise, steckten wir noch etwas länger am Flughafen fest. Doch durch die vorherige Registrierung und Anmeldung im Internet kamen wir auch hier schnell durch. Weiter folgten Bargeld abheben, eine Simkarte besorgen, die wir leider nicht wie gewollt bekamen, und anschließend den Mann an der Information darüber ausquetschen, wie wir am besten nach Hause kommen. Gegen 16 Uhr hatten wir es dann auch endlich geschafft und saßen im Bus auf dem Weg nach Seoul. Und da fing es langsam an. Wenn man neue Straßen entlangfährt und plötzlich von Gebäuden umgeben ist, die eine ganz andere Farbe und viele Reklameschilder haben, dann kommt man sich ganz anders vor. Es ist aufregend, etwas Neues zu sehen. Und Seoul unterscheidet sich eindeutig von ganz Deutschland/ Frankfurt. Hier sind die Farben bräunlicher, die Häuser teilweise älter und aus Backsteinen, die Straßen wesentlich steiler, die Schrift überwiegend auf koreanisch und bunt (fast wie in Japan, aber nicht ganz so stark) und vieles mehr.

Der Moment der Aufregung begann dann, als man sich von dem Gewohnten trennte und nun völlig auf sich gestellt war. Während ich hier sitze und schreibe, denke ich einige Stunden zurück und weiß noch, wie einerseits unwohl und andererseits aufgeregt ich mich fühlte, als Celine aus dem Bus stieg, da ihre Station früher als meine kam. Ab da begann die Achterbahn. Ab da kam man plötzlich nicht mehr mit Deutsch weiter, ab da musste man aktiv zuhören und sich ins Abenteuer stürzen. Und das bin ich, in dem ich - leider - eine Station zu früh ausgestiegen bin und plötzlich mitten in dem großen Seoul stand und viele Menschen um mich herum wuselten. Ich, eine Ausländerin, mit zwei großen Koffern, voll bepackt und planlos umherirrend. Im Kopf sieht das alles immer so einfach und machbar aus - aus dem Bus steigen, ein Taxi aufsuchen und dann ab nach Hause. Doch wer kennt es nicht, dass es selten nach Plan verläuft. Die Realität sieht nun mal anders aus. Und das war der Moment, in dem das Adrenalin endlich in mich schoss und ich begriff: hier bin ich endlich. Völlig alleine in Südkorea.

Ich bemerkte es daran, weil ich plötzlich abnormal grinsend durch die Straßen lief, weil ich mich wirklich freute. Ich freute mich, endlich hier zu sein, ein neues Land zu sehen und eine völlig neue Erfahrung zu machen. Lange hielt dies leider nicht an. Denn in einer völlig neuen Stadt, in einem völlig neuen Land zu sein, kann auch sehr überfordernd sein. Vor allem wenn die Sprache eine völlig andere ist, du eigentlich bisher nur die Basics beherrschst und dich nun mit wenig Vokabular durchschlagen und überhaupt erstmal das System verstehen musst. Plötzlich stand ich im grauen, verregneten Seoul und merkte, dass es nicht so leicht war, ein Taxi zu holen. Das schnappten mir nämlich viele Einheimische, die selbstbewusster und schneller waren, teilweise vor der Nase weg. Ich irrte ewig umher, die Straßen auf und ab, bis mir die Arme wehtaten und als ich mich endlich an ein Taxi rantraute, das an einer roten Ampel stand, denn anders kam man nicht durch den Verkehr dran, klopfte ich an dem Fenster und wurde abgewiesen. Ab da stieg eigentlich nur noch die Angst und Überforderung in mir hoch: "Was mache ich hier? An wen kann ich mich jetzt wenden? Was soll ich jetzt tun?" Hier sitzen und weinen konnte ich nicht. Meine Liebsten in Deutschland anzuschreiben brachte mir genauso wenig. Hier stand ich nun vor der ersten Herausforderung, auch wenn es nur klein scheinen mag und auch nur die erste von vielen sein wird, aus dieser werde ich lernen und stärker hervorgehen. Was tat ich also? Zunächst einmal gab ich auf und stand einfach am Straßenrand und wartete. Der Hunger machte es nicht gerade leicht. Inzwischen war es schon fast 19 Uhr und mein Airbnb Host wartete eigentlich auf mich; Auch sie konnte mir leider wenig helfen. Das Wlan in Seoul ist erstaunlich instabil und so musste ich gezwungenerweise auf das Data Roaming zugreifen - ouch. Ich konnte nicht mehr tun, als den Moment zu akzeptieren, wie er ist. Also beobachtete ich einige Menschen und kämpfte gegen die Tränen an. Ich stand einige Minuten vor einem Handyshop und beobachtete die Person innendrin. Da ich sowieso nach einer Simkarte suchte, überwand ich mich nach langem Überlegen, dort hinein zugehen. Wie erwartet kommt man mit Englisch kein bisschen weit in Südkorea. Mehr als "Taxi" konnte ich auch nicht sagen. "Wo ist ein Taxi" hätte ich noch hinbekommen, aber so etwas Komplexes wie "Kannst du mir sagen, wo ich den Taxi Stand finde/ mir ein Taxi rufen kann" wusste ich aus dem Stehgreif einfach nicht - die Sprachbarriere ist hier leider enorm hoch. Hier muss man wirklich akzeptieren, dass es gerade nicht besser geht und jeglichen Perfektionismus und Scham ablegen.

Die Frau aus dem Laden erwies sich jedoch als äußerst hilfsbereit. Zur Not muss man sich dann eben mit Google Übersetzer rumschlagen, aber das funktionierte wunderbar. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der mir ein Taxi rief. Bei dem Regen musste ich etwa 10min warten, da die meisten ausgebucht waren. Vermutlich wurde ich daher vorher auch abgewiesen. Als dann endlich das Taxi kam, war ich super erleichtert und konnte endlich nach Hause fahren.

Mein Airbnb liegt in dem Stadtviertel "Sillim-Dong", das etwas älter und altmodischer zu sein scheint. Hier gibt es viele steile Straßen, von denen die Beine sicherlich gut durchtrainiert werden, alte Backsteinhäuser, viele Kabel, dreckige Straßen, keine Bürgersteige. Doch der Flair gefällt mir. Es ist nicht etwas, das man immer sieht oder kennt und immerhin wollte ich etwas Neues erleben. Während ich ankam, klärte sich der Himmel und zeigte einen schönen Sonnenuntergang - ebenfalls eine Seltenheit, wie ich von einer Bloggerin aus Südkorea mitbekam, da Südkorea ebenfalls von Chinas Smog betroffen ist.

Endlich stand ich mitten in meinem Zimmer, das kleiner als erwartet war. Nach einer Nacht drin schlafen und nachdem ich alles eingeräumt hatte, gefällt es mir aber recht gut, denn es hat alles, was man braucht. Dazu mehr in einem weiteren Blogpost: stacy.heinrich.social/de/blog/sillim-dong-nachbarschaft-und-airbnb/

Das erste Einkaufen war auch nicht so ganz einfach. Aus Deutschland kennt man jeden Aufbau eines Rewes, Aldis oder Lidls in und auswendig. In Südkorea dagegen hat alles eine ganz andere Ordnung. Mir scheint es nicht mal wie eine Ordnung, sondern man stellt die Dinge dort ab, wo man Platz findet. So stehen Küchentücher fast unerreichbar über den Kühlschranken voll mit Softdrinks, die eine ganz Wand langgingen, Gemüse ist meistens in Plastik abgepackt vorzufinden und sehr teuer - hier gibt es natürlich fast nur asiatisches Gemüse und selten etwas, das man aus Deutschland kennt und gewohnt ist. Es gab ganze Abteilungen mit Ramen und Süßigkeiten, Soßen und Fertiggerichten, dann plötzlich zwei Abteilungen mit Hygieneartikeln, aber so dermaßen unüberschaubar, so dass ich fast eine Stunde in diesem kleinen Laden verbrachte. Plötzlich weiß man nicht mehr, was man einkaufen soll. Ich suchte ewig nach Tteokbokki und Reis und fand es dann erst, nachdem ich gefragt hatte. An die ganzen neuen Lebensmittel und koreanischen Schriftzeichen muss man sich eben erst gewöhnen.
Für den abend entschied ich mich erstmal für etwas, das ich kenne: Ramen. Am nächsten Tag wird dann erst richtig eingekauft. Eben dann, wenn man genug Zeit hat und nicht nach einem anstrengenden Tag mit knurrenden Magen. Hier sollte man sich wirklich die Zeit nehmen, alles in Ruhe kennenzulernen und zu verinnerlichen. Mein Orientierungssinn wird auch stark gefordert, denn durch das fehlende Internet muss ich mir doppelt und dreifach merken, wo ich langgegangen bin und wo ich demnächst abbiegen muss. Habe ich mich einige Male verlaufen? In der Tat. Aber das ist ok, denn von da an wird es besser und leichter.

Lange ist es her, seit ich solch eine Herausforderung angenommen habe. Ich begreife immer noch nicht so ganz, wie das Leben hier funktioniert, was ich alles brauche und tun oder lassen muss. Doch dafür tritt man ja so eine Reise an, um das alles herauszufinden und über sich selbst hinauszuwachsen.
Gerade liege ich in meinem Bett und lasse den Tag revue passieren. Zugegeben fühle ich mich gerade sehr einsam und überfordert, doch auch ich weiß, dass morgen ein neuer Tag anbrechen wird und ich alle Zeit der Welt habe, um diese Welt besser kennenzulernen. Im Nachhinein bin ich doch dankbar, dass ich hier nicht ganz alleine bin, sondern einige Bekannte und Freunde hier habe, die ich mal schnell anrufen und um Hilfe bitten kann. Als Einzelkämpferin kann es nämlich sehr schwer sein und ich habe Respekt vor jedem, der sich ganz alleine durch ein asiatisches Land ohne jegliche Anleitung durchschlägt. Zwar weiß ich, dass ich das auch schaffen könnte/ würde, doch ein bisschen Unterstützung, ein bisschen Anlaufhilfe tut gut. Vor allem wenn man sich kaum vorbereitet hat und nun alles einfach auf sich zukommen lässt. Ich nehme ab jetzt die Dinge so wie sie kommen und werde sehen, wohin es mich bringt.

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